Ob Szenerien der ungebändigten hochalpinen Natur, dramatische Wendepunkte in der Schweizer Geschichte oder aufwühlende Schiffbrüche: Die Ausstellung zur Schweizer Romantik verwandelte das Kunsthaus Zürich in ein Panorama der grossen Gefühle. Wer sie erlebt hat, war begeistert. Geplant bis zum 14. Februar, muss «Im Herzen wild» noch während des andauernden Lockdowns abgebaut werden, um der nächsten Präsentation Platz zu machen. Bis dahin halten wir die Romantik im virtuellen Raum lebendig – mit einer Einführung in die Ausstellung als Video mit Kurator Jonas Beyer, als bebilderten Audioguide und als Hörspiel, mit Ansichten aus der ursprünglich geplanten Bühnenfassung hinterlegt.

Eine Audio(ver)führung in 14 Minuten

Anhand von acht herausragenden Werken erhalten Sie Einblick in die Welt der Romantik, wie das Team der Kunstvermittlung sie sieht.

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Hör dir hier den Audioguide an und beantworte per E-Mail diese Frage: 
«An welchem anderen Künstler orientierte sich Alexandre Calame für seine majestätische Darstellung des Grossen Eiger?»

Das Gewinnspiel ist beendet.

Hörspielperformance «Piz Palü»

Im Rahmen der Schliessung wurden auch alle Begleitveranstaltungen abgesagt. Hier haben wir daher nun die Hörspielperformance «Piz Palü» geschaltet. Inspiriert ist dieses Stück vom Stummfilm «Die weisse Hölle vom Piz Palü» aus dem Jahr 1929. Der legendäre Bergsteigerfilm wird in eine dystopische Zukunft verlegt, auf der Bühne lustvoll demontiert und endet fulminant in einem bizarren Kampf zwischen den drei Protagonisten. Die Darstellerinnen und Darsteller treiben Klischees auf den Gipfel, hinterfragen die Sehnsucht nach einer idealisierten Natur und den damit oft einhergehenden Ideologien.

Eine Tour d'horizon

Mit über 150 Werken spannt die Ausstellung einen Bogen von Johann Heinrich Füssli über Alexandre Calame bis zum frühen Arnold Böcklin. Sie führt den eminenten Beitrag der Schweizer Künstler zur Entwicklung der europäischen Landschaftsmalerei vor Augen, folgt ihnen an die Akademien im Ausland und zeigt die enge Vernetzung auf, die zwischen den Malern bestand. Unter Einbindung namhafter Romantiker auch aus den Nachbarländern wie Caspar David Friedrich, Eugène Delacroix und William Turner würdigt dieser Überblick den Schweizer Beitrag zur Romantik in internationaler Perspektive.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entfaltete sich die Romantik in Europa. Künstler begannen Werke zu schaffen, die die Gefühle und die Faszination für das Unerklärliche gegenüber der nüchternen und rationalen Kunst des Klassizismus in den Vordergrund stellten. In der Schweiz entdeckte man die heimatliche Landschaft als Bildmotiv und bannte die majestätische Bergwelt und das ewige Eis der Gletscher auf die Leinwände. Kurator Jonas Beyer widmet sich dieser bislang nur in vielen Einzelaspekten untersuchten zentralen künstlerischen Epoche des Landes.

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Johann Jakob Ulrich, Brennendes Dampfschiff auf stürmischer See, 1850–1853, Museum der bildenden Künste Leipzig
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Arnold Böcklin, Wettertannen, 1849, Kunstmuseum Basel, Vermächtnis Clara Böcklin 1923
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Alexandre Calame, Le Grand Eiger au soleil levant (Le Matin, vue du Grand Eiger), 1844 (Detail), Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Gottfried Keller-Stiftung
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Léopold Robert, Femme de brigand veillant sur le sommeil de son mari, 1821, Kunstmuseum St. Gallen, Sturzeneggersche Gemäldesammlung, erworben 1936
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Joseph Mallord William Turner, On Lake, Lucerne looking towards Fluelen, 1841,The Courtauld Gallery, Miss Dorothy Scharf; bequest; 2007

Die Romantik lebt weiter

Realisieren liess sich eine Ausstellung dieser Dimension durch kostbare Leihgaben aus Schweizer Sammlungen sowie durch die Integration hochkarätiger Werke aus Deutschland, Österreich, Grossbritannien und Frankreich. Die Liste der Künstlerinnen und Künstler reicht von vorromantischen Malern vom Range eines Caspar Wolf und Johann Heinrich Wüest über bekannte Namen aus der Zeit der Romantik, darunter die Schweizer Alexandre Calame, Charles Gleyre und Léopold Robert, bis hin zu internationalen Grössen wie etwa Eugène Delacroix, Caspar David Friedrich und William Turner. Dass die romantischen Ideen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts in der Gegenwart nachhallen, zeigen die Videoarbeiten «Everything is going to be alright» von Guido van der Werve, «Projection (matin)» von Remy Zaugg sowie «Travel» von David Claerbout.

Kurator: Jonas Beyer

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Abbildung oben:

Ford Madox Brown, Manfred auf der Jungfrau, 1842, Manchester Art Gallery, Manchester, Gift of Mr Frederick William Jackson

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